Die Bedeutung der Berliner Wälder ist in den letzten Jahren immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten. Daher lud die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin am 28. März 2025 zu einem Waldkongress ein. Die Veranstaltung versammelte Expert:innen aus Umwelt- und Forstwissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Politik, um sich über den Zustand der Berliner Wälder und mögliche Zukunftsperspektiven auszutauschen. Gemeinsam mit meinen Fraktionskolleginnen Tamara Lüdke, Sprecherin für Tier- und Artenschutz, und Dunja Wolff, tourismuspolitische Sprecherin, habe ich den Kongress organisiert und durch den Abend geführt. Denn die politischen Zugänge zum Thema Waldschutz sind vielfältig – von Klimapolitik über Artenvielfalt bis hin zur Rolle des Waldes als Erholungsraum.
Der Berliner Wald damals und heute
In einer Keynote warf Andrea von Lührte vom BUND einen historischen Blick auf die Entwicklung des Berliner Stadtwalds und 110 Jahre Dauerwaldvertrag.
Deutlich wurde allerdings auch: Die Spuren des Klimawandels sind in den Berliner Wäldern längst sichtbar. Mit 96 % geschädigten Bäumen ist der Handlungsdruck enorm. Als grüne Rückzugsorte für die Stadtgesellschaft, CO₂-Speicher und Lebensraum für Flora und Fauna ist der Berliner Wald zentral für die ökologische und soziale Lebensqualität der Hauptstadt.
klimaresilient Waldumbau
Wie können wir den Berliner Wald klimaresilient machen? Darüber sprach ich mit Peter Spathelf, Professor für Angewandten Waldbau an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Gunnar Heyne, Leiter der Berliner Forsten, und Sven Selbert, Senior-Referent für Waldpolitik beim NABU Deutschland. Ein zentrales Thema war der notwendige Umbau der Berliner Kiefernforste hin zu klimaresilienten Mischwäldern. Statt starrer Zielvorstellungen wurde ein Ansatz des adaptiven Managements betont – also das kontinuierliche Beobachten ökologischer Entwicklungen und das Ergreifen präventiver Maßnahmen. Besonders hervorgehoben wurde, dass der Wald ein dynamischer Organismus ist, der sich stetig verändert – unabhängig davon, ob der Mensch eingreift oder nicht. Wieviel Eingriff von außen dabei hilfreich ist, das wurde auch mit dem Publikum intensiv diskutiert.
Ein Ort für Mensch und Tier
Auch die Rolle des Waldes als Erholungsraum wurde unterstrichen: Nachhaltiger Umgang mit dem Berliner Wald bedeutet nicht Ausbeutung – etwa durch intensive Holznutzung – sondern Schutz und Rücksichtnahme. Besonders die Panels zu Artenvielfalt und Tierschutz, u.a. mit Vertreter:innen von NABU, Wildtierschutz Deutschland und der Stiftung Naturschutz, zeigten auf, wie wichtig es ist, Wildtiere nicht nur mitzudenken, sondern gezielt zu schützen. Dabei wurde auch Kritik an der gegenwärtigen Jagdpraxis laut und die Bedeutung nicht-tödlicher Wildtiermanagement-Strategien betont.
Fazit
Der Berliner Wald ist mehr als ein ökologischer Raum – er ist ein Ort für Bildung, Begegnung und Biodiversität. Um seiner Bedeutung gerecht zu werden, braucht es politische Entschlossenheit, wissenschaftlich fundierte Waldumbauprozesse und eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wie viel Schutz und wie viel Reformierung unser Stadtwald braucht.




